
Jeder wünscht sich, dass sein Hund alt wird.
Möglichst gesund (!) alt wird.
Oft klappt das ganz gut.
Auch werden immer wieder ältere Hunde liebevoll in eine Familie aufgenommen, auch hier gilt das Hauptaugenmerk natürlich der Gesunderhaltung und Lebensqualität, auch im fortgeschrittenen Alter.
Das Leben mit einem alternden Hund ändert sich in der Regel nicht von einem Tag auf den anderen (auf Unfälle, bzw. plötzlich auftretende Probleme wie z.B. Epilepsie oder Vestibular Syndrom wollen wir hier zunächst noch nicht eingehen), sondern langsam und schleichend. Manches nimmt man selbst gar nicht so deutlich wahr, wenn man täglich Umgang mit dem Hund hat, Außenstehende haben da oft einen besseren Blick.
VORSORGE
Irgendwann stellt sich wohl jeder die Frage: welche Vorsorge ist sinnvoll, welche ist wirklich notwendig, auf was kann man ohne schlechtes Gewissen verzichten? Auch wenn das natürlich immer eine individuelle Einzelfallentscheidung ist, hier ein kleiner Leitfaden (ausgehend vom vitalen, symptomfreien Hund, gleichmäßig gute Verdauung, nahe am Idealgewicht, keine Auffälligkeiten bei der Wasseraufnahme oder dem Urinabsetzen):
Im Alter von neun bis zehn Jahren spätestens lasse ich neben einer klinischen Untersuchung (Herz/Kreislauf/Augen, Maul etc.) in der Regel ein geriatrisches Blutbild machen, um einen Status Quo zu haben und später vergleichen und evtl. auch rechtzeitig eingreifen zu können. Eine Röntgenaufnahme der Zähne kann zu diesem Zeitpunkt ebenfalls hilfreich sein, denn Zahnanomalien entwickeln sich im Alter leider oft unsichtbar und Hunde sind diesbezüglich sehr leidensfähig! Ob man zu diesem Zeitpunkt auch eine Sonografie des Abdomens als Prophylaxe machen lässt, muss jeder selbst entscheiden, ich höre da auf meinen Bauch, meistens sagt er bei guten Organwerten im Blutbild "noch nicht notwendig", manchmal jedoch will man auch hier "auf der sicheren Seite" sein und investiert dieses Geld dann gerne.
Gerade geringen Abweichungen im Blutbild lassen kann man oft mit Futteranpassung und/oder Nahrungsergänzungsmitteln mit Erfolg entgegenwirken. Hier ist ein seriöser Ernährungsberater oft der bessere Ansprechpartner, als der Tierarzt.
FUTTERANPASSUNG
Ein alternder Organismus verändert sich an vielen Stellen, natürlich auch und besonders im Bereich der Verdauung. Insgesamt wird die Verwertung der Nahrung mühsamer, die Verdauung träger und die Ansprüche an den Inhalt des Futternapfes verändert sich. Darauf fußt auch die Marketing Strategie der industriell hergestellten "Senioren" Futterlinien. Nahezu jeder namhafte Hersteller bietet ein sogenanntes "Senioren" Futter an. Dabei geh es vor allem darum, dass der Stoffwechsel sich verlangsamt, daher weniger Kalorien zugeführt werden müssen, um den (geringeren) Energiebedarf zu decken und das ganze leichter verdaulich sein soll.
Wer es bis hierher nicht getan hat, kann nun anfangen über "selber kochen" nachzudenken. Etwas besseres gibt es für den alten Hund nicht! Reduziert man den Fleischanteil, erhöht evtl. die Kohlehydrate und achtet dabei noch auf die Zusammensetzung des Rohfaseranteils (Stichwort: Bitterstoffe) kann man ganz ohne Medikamente sehr viel gutes für den alten Hund tun! Wer nicht selber kochen will, achtet zumindest auf eine Reduzierung der Proteinbomben (alles, was getrocknet ist) und weniger (Fleisch) ist mehr beim alten Hund!
ANPASSUNGEN IM ALLTAG
Im Alter können Seh- und Hörvermögen schwinden. Den Augen sieht man das oft an, sie bekommen einen milchigen Schleier, wirken "trüb". Die Hunde sind meistens wenig oder gar nicht eingeschränkt davon. Ganz anders beim schwindenden Hörvermögen: oft wird das spät oder zu spät bemerkt. Hört der Hund nicht mehr gut, folgt er in der Regel auch nicht mehr gut. Plötzlich läuft er einfach weiter, wenn ich rufe! Plötzlich lauern also Gefahren, wo vorher keine waren! Ein Hund, der immer weniger hört, muss immer mehr an die LEINE!
Wir kennen Fälle, in denen weitgehend gesunde (aber inzwischen taube) Hunde schlicht überfahren wurden, weil sie an der Straße nicht, wie gewohnt, zuverlässig abrufbar waren! Ein tragisches, aber vermeidbares, Schicksal!
Mit schwindender Körperspannung und -beherrschung leidet oft auch die Koordination der Bewegungen. Vor allem die (oft üblichen, weil pflegeleichten) glatten Fußbodenbeläge unserer Haushalte stellen den alten Hund vor ungeahnte Herausforderungen! So fanden bei uns zunächst vollflächig verklebtes Malervlies und später etwas hübschere (günstige und waschbare) Teppiche Verwendung, die den alten Hunden sehr viel mehr Lebensqualität ermöglichen! Socken und Klebepads mögen nützliche Alternativen sein.
Auch alte Hunde wollen "dabei" sein: eine kleine Schaumstofftreppe oder ähnliche "Aufstiegshilfen" ermöglichen weiterhin selbst bestimmte "Platzwahl".
Beim Spaziergang ist evtl. die eine oder andere Hilfestellung beim Überwinden von Stufen oder anderen Unwegsamkeiten notwendig? Hier bewährt sich - auch beim lebenslang am Halsband geführten Hund - nun ein entsprechendes Geschirr, dass eine gewisse "Hebefunktion" ermöglicht.
Auch die jahrelang verhasste "Flexileine" kann nun sinnvoll zum Einsatz kommen, wenn man damit den alten, halb blinden und nahezu tauben Hund gesichert auf den bekannten Wegen führen kann?
IMPFEN UND ENTWURMEN IM ALTER
Impfungen und Wurmkuren belasten bekanntermaßen das Immunsystem unserer Hunde. Das ist beim gesunden, jungen und vitalen Hund vertretbar, beim alten Hund mindestens überdenkenswert.
Ich selbst lasse mit dreijähriger Gültigkeit gegen Tollwut impfen, weil es eine gesetzliche Vorschrift ist. Die anderen Impfungen bekommen meine (grundimmunisierten und mehrfach geboosteten) Hunde ab dem 9. Lebensjahr nicht mehr.
Ich entwurme bei Aufenthalten im südeuropäischen Ausland prophylaktisch wegen Filarien, sonst ausschließlich nach Kotprobe und entsprechendem Befund.
"TYPISCHE" ERKRANKUNGEN IM ALTER
Die Herzinsuffizienz klingt schlimmer als sie ist. Rechtzeitig erkannt und gut diagnostiziert verliert sie schnell ihren Schrecken. Je nach Befund kann der TA das Behandlungsschema gut festlegen und die Hunde sind in der Regel mit den passenden Medikamenten sehr gut einzustellen und über einen langen Zeitraum nahezu beschwerdefrei. Wichtig ist hierbei die rechtzeitige und umfassende Diagnostik!
Schlechte Leberwerte sind in vielen Fällen kein Grund zur Panik, sondern mit einer Anpassung der Fütterung und Unterstützung durch Nahrungsergänzungsmitteln (Mariendistel z.B.) oft gut zu korrigieren.
Bei problematischen Nierenwerten ist ebenfalls eine Überprüfung der Fütterung angeraten, eine strenge Nierendiät ist meist das einzige Mittel der Wahl! In jedem Fall sollte hier auch der Urin untersucht werden und der weitere Verlauf engmaschig überwacht werden.
Die Demenz ist eine stark ansteigende Erkrankung bei unseren immer älter werdenden Hunden. Oft werden die ersten Anzeichen nicht erkannt oder falsch zugeordnet. Veränderungen im Verhalten, plötzliche Ängste und Schreckhaftigkeit, Unaufmerksamkeit, in Ecken stehen, beginnende Orientierungslosigkeit, aber auch rastloses Umherlaufen, Ruhelosigkeit und massive Schlafstörungen sind Anzeichen einer dementiellen Erkrankung des geliebten Vierbeiners.
Neben diversen Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung gibt es zahlreiche Ansätze, dem dementen Hund Lebensqualität zu sichern, in der Regel jedoch auf Kosten der eigenen....
Die in Frage kommenden Medikamente sind in erster Linie die frei verkäuflichen" Karsivan" und "Aktivait" (die die Durchblutung im Gehirn verbessern) sowie das verschreibungspflichtige Gabapentin (bitte den TA fragen).
Gute Erfahrungen habe ich gemacht mit "Gehirnjogging" (=alles, was der Hund mal gut konnte in SEHR abgespeckter Version), Physiotherapie und Erhöhung/Sicherstellung der Trinkmenge (Buttermilch ins Wasser).
Nahrungsergänzung bei Demenz: eigene gute Erfahrung mit GLADIATOR Senior und chinesischen Heilpilzen
Einschränkungen im Bewegungsapparat: Natürlich kann auch die Arthrose zuschlagen, eine Spondylose aktiv werden oder der komplette Bänderapparat "in die Knie" gehen. Vorbeugend ist hier die Gabe von MSM und Ingwer- oder Grünlippmuschel-Pulver sicher hilfreich, aber man darf sich beim alten Hund dann auch nicht vor einer effektiven Schmerztherapie scheuen. Fragt den TA Eures Vertrauens! Es gibt gute und wirksame Schmerzmittel, deren Nebenwirkungen vor dem Hintergrund der realistischen Lebenserwartung des "alten Hundes" bitte vernünftig zu betrachten sind!
FORTSETZUNG FOLGT